Nordseehäfen präsentieren Hafenkonzept für Offshore-Windparks
Wirtschaftsminister de Jager: „Ein großer Schritt für unser Energie-Konzept“
Um die rasant wachsende Offshore-Windenergiebranche bei der Suche nach geeigneten Häfen und anderen Logistikstandorten noch effektiver zu unterstützen, haben die schleswig-holsteinischen Nordseehäfen eine Kooperation mit dem Schwerpunkt „Produktion-, Logistik- und Servicehäfen“ vereinbart. In einem Hafenkonzept werden detaillierte Vernetzungsmöglichkeiten aufgezeigt, mit denen die Windparks des „Helgoland-" und des „Sylt-Clusters“ bedient werden können.
Gemeinsam mit Wirtschaftsminister Jost de Jager stellten der Geschäftsführer von Brunsbüttel Ports, Frank Schnabel, und windcomm-Chef Matthias Volmari das Konzept am 13. Dezember in Rendsburg vor.
Wie Wirtschaftsminister de Jager mit Blick auf das Energiekonzept der Landesregierung sagte, werde im Jahr 2020 in Schleswig-Holstein rechnerisch mehr Strom durch Windenergie erzeugt als im Land selbst verbraucht wird. Auch andere Bundesländer würden dann mit „Windstrom“ aus Schleswig-Holstein versorgt. Neben Onshore-Windkraftanlagen, die schon heute nicht mehr aus dem Landschaftsbild wegzudenken seien, werden auch Windkraftanlagen auf dem Meer, sogenannte Offshore-Windparks, einen wesentlichen Beitrag dazu leisten. Insgesamt sollen in Nord- und Ostsee über 40 Windparks mit einer Leistung von rund 2700 Megawatt entstehen. Bis 2020 sollen allein in der Nordsee rund 30 Windparks errichtet werden. Die Branche beschäftigt schon heute rund 8000 Menschen.
Zur Errichtung und dauerhaften Versorgung der Windparks werden nach den Worten von de Jager Häfen mit unterschiedlichen Funktionen benötigt. Das habe bereits die so genannte „Handlungsempfehlung für eine Offshore-Strategie Schleswig-Holsteins“ gezeigt, die im Juli von der Netzwerkagentur windcomm schleswig holstein e.V. in Kiel präsentiert wurde. „Auf dieser Basis haben die Häfen Brunsbüttel, Büsum, Dagebüll, Helgoland, Husum, Rendsburg-Osterrönfeld, Wyk auf Föhr sowie die Sylter Häfen List und Hörnum jetzt eine Kooperation vereinbart und ein gemeinsames Hafenkonzept nach dem Motto ,aus der Praxis für die Praxis’ verfasst“, so de Jager.
In dem Konzept werden nach den Worten des Sprechers der Hafenkooperation, Frank Schnabel, Anforderungen an die Häfen und Hafenstandorte definiert sowie die Vernetzungsszenarien beschrieben, mit denen die Offshore-Windparks des „Helgoland-" und „Sylt-Clusters“ errichtet und dauerhaft versorgt werden können.
Der Fokus liege dabei auf der Versorgung und Wartung der Offshore-Windparks. „Die Windparks des Helgoland-Clusters können durch die Vernetzung der Häfen Büsum, Husum, Helgoland und Brunsbüttel dauerhaft bedient werden. Helgoland ist hierbei der Reaktionshafen für Wartungs- und Reparaturarbeiten. Auch kurzfristige und ungeplante Einsätze sind aufgrund der geringen Entfernung zu den Windparks realisierbar“, so Schnabel. Über die Häfen auf dem Festland – etwa Brunsbüttel oder Büsum – kann Helgoland unter anderem mit Komponenten, Materialien und Personal versorgt werden.
Die Versorgung des Sylt-Clusters soll laut Hafenkonzept einem ähnlichen Muster folgen. Als Reaktionshäfen mit kurzen Anfahrtswegen zu den Windparks sind die Sylter Häfen Hörnum und List vorgesehen, die notwendigen Komponenten und Materialien sollen über die Versorgungshäfen Dagebüll und Husum bezogen werden.
In einem weiteren Szenario des Konzepts werden die beiden schwerlastfähigen Hafenstandorte Brunsbüttel und der Neue Hafen Kiel-Canal in Rendsburg-Osterrönfeld mit einem Shuttle verbunden. „Der Nutzen besteht darin, dass lange Transporte über den Landweg vermieden werden. Der Neue Hafen Kiel-Canal bietet mit seinem Gewerbegebiet und dem Schwerlasthafen optimale Bedingungen zur Produktion von Windkraftanlagen, ebenso wie auch Brunsbüttel“, sagte Schnabel. Die Komponenten vom Neuen Hafen Kiel-Canal könnten dann per Shuttle nach Brunsbüttel befördert werden, wo eine Zwischenlagerung oder Vormontage stattfindet, bevor sie just-in-time zu den Windparks verschifft werden. Brunsbüttel soll dabei künftig eine Hub-Funktion einnehmen.
„Durch die Vielfältigkeit der schleswig-holsteinischen Häfen sind wir in der Lage, jedem Kunden ein passendes Logistikkonzept anzubieten“ so Schnabel. Der Kunde könne die Dienstleistungen aller oder einiger Häfen in Anspruch nehmen und diese über nur einen Ansprechpartner koordinieren. Die Schnittstellen würden minimiert.
„Vor unserer schleswig-holsteinischen Nordseeküste werden in naher Zukunft mehr als acht Milliarden Euro in Offshore-Windkraft investiert“, so windcomm-Vorstandsvorsitzender Matthias Volmari.
„Von dieser Entwicklung wollen und können wir profitieren, damit Wertschöpfung und Beschäftigung auch in unserer Region bleiben. Die Hafenkooperation Offshore-Häfen Nordsee SH leistet hierzu einen wichtigen Beitrag, indem der Offshore-Wirtschaft gemeinschaftlich ein attraktives Leistungsangebot unterbreitet wird.“
De Jager bezeichnete das Konzept als einen starken Schritt der schleswig-holsteinischen Häfen auf dem Weg zur Etablierung im Offshore-Geschäft“ und dankte neben Schnabel und Volmari insbesondere den Mit-Initiatoren John Herzberg (Ahlmann-Zerssen GmbH & Co KG) und Volker Saupe (Wilhelm E.F. Schmid GmbH).
An der Entwicklung des Konzeptes waren neben den Hafenbetreibern auch Standortverwaltungen, Kreise, IHK, Wirtschaftsunternehmen, Wirtschaftsförderungsgesellschaften, die windcomm schleswig-holstein und das Maritime Cluster Schleswig-Holstein beteiligt.
Zur öffentlichen Vermarktung tritt die Kooperation mit einem eigenen Logo und unter dem Namen „Hafen-Kooperation Offshore-Häfen Nordsee SH“ auf. Auf Fachmessen und Konferenzen werden sich zukünftig Interessierte über die Kooperation informieren können.Ein eigener Internetauftritt mit allgemeinen Informationen und Downloadmöglichkeiten des Hafenkonzeptes und des Flyers wird zurzeit ebenfalls erstellt.
Im kommenden Jahr wird die Hafenkooperation darüber hinaus zu eigenen Veranstaltungen einladen. So ist unter anderem geplant, im Rahmen der „newenergy2011“ in Husum sowie bei einer weiteren Veranstaltung im Herbst die Entscheidungsträger der Branche zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch zusammenzuführen.
Quelle: Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr